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Pressemitteilung der ACK

Prinzip Verantwortung: Forschung fördern und Grenzen erkennen

Ökumenischer Tag der Schöpfung beleuchtete Verhältnis zwischen Wissenschaft und Glaube

München/Frankfurt am Main (07.09.2014) Forschung braucht Freiheit und gleichzeitig die Erkenntnis, dass es Grenzen des Forschens gibt. So lautete das Fazit am ökumenischen Tag der Schöpfung, dessen bundesweite Feier die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) am 5. September in München beging. Nach einem Gottesdienst in der Universitätskirche St. Ludwig und einer orthodoxen Wasserweihe im Englischen Garten diskutierten Experten zum Verhältnis von Glaube und Wissenschaft in der Katholischen Akademie in Bayern. 

Die Schöpfung weise eindeutig auf einen Schöpfer hin, sagte Metropolit Augoustinos von Deutschland (Bonn), Vorsitzender der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland, in seiner Predigt in der Münchener Ludwigskirche. Diese Erkenntnis erfordere „Demut und Respekt“ sowie eine „liebevolle Einstellung zur eigentlichen Schönheit der Schöpfung“. Es sei kein Zufall, dass der Tag der Schöpfung auch den Beginn des orthodoxen Kirchenjahres markiere. „Denn so wird die ganze Schöpfung, der Kosmos, voller Ehrfurcht wieder in die Dimension der Ewigkeit gestellt“, sagte der Metropolit. Den Gottesdienst in der voll besetzten Ludwigskirche feierten der Vorstand der ACK unter Leitung ihres Vorsitzenden, Bischof Karl-Heinz Wiesemann (Speyer), zusammen mit Vertretern der ACK Bayern und dem bayerischen evangelischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

An den Gottesdienst schloss sich eine orthodoxe Wasserweihe im Englischen Garten an. „Mit der Segnung des Wassers wird stellvertretend die ganze Schöpfung gesegnet“, erläuterte Erzpriester Radu Constantin Miron, stellvertretender Vorsitzender der ACK. Bei der Wassersegnung wird ein Kreuz dreimal ins Wasser gesenkt. Dann zogen die Teilnehmer des Schöpfungstages durch den Garten in die Katholische Akademie in Bayern.

Dort diskutierten unter Moderation des baptistischen Theologen und Vorsitzenden des Ökumenischen Studienausschusses (DÖSTA) Uwe Swarat (Esltal) Landesbischof Bedford-Strohm, der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums und Transplantationsmediziner Eckhard Nagel und der Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag, Armin Grunwald, über Chancen und Risiken der Forschung.

Eine verantwortungsvolle Forschung brauche eine eindeutige ethische Position, sagte Landesbischof Bedford-Strohm. Er machte deutlich, dass mit der Verwendung des Begriffs „Schöpfung“ in säkularen Kontexten bereits eine Ahnung vorhanden sei, dass die Theologie zu den Fragen des Lebens und der Welt etwas zu sagen hat. Er betonte, dass die Natur als Schöpfung eine eigene Würde besitze und nicht einfach den Bedürfnissen des Menschen nutzbar gemacht werden dürfe. Im Blick auf die rund 4,5 Milliarden Jahre Erdgeschichte habe der Mensch mit der Verschmutzung der Umwelt gleichsam in wenigen Sekunden einen furchtbaren Schaden angerichtet. Der Mensch müsse daher mehr Verantwortung für die Schöpfung übernehmen, „das ist kein reines Nutzungsverhältnis“, sagte der Bischof.

Dieses Bewusstsein müsse man den Forschern auch zutrauen, sagte Eckhard Nagel, der auch im Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist. Die Schöpfung habe letztlich „von Gott gesetzte Komplexitäten“, die der Mensch am Ende nicht verstehen könne. Daher habe er keine Angst, dass Wissenschaftler jemals eine Grenze überschreiten. Nagel forderte vielmehr eine größtmögliche Freiheit der Wissenschaft, da sie letztlich dem Menschen und der Schöpfung diene. „Dabei müssen die Wissenschaftler die Risiken im Blick behalten, das darf sie aber nicht in der Forschung lähmen“, so Nagel. Bei Grenzfragen habe es sich neben den Stellungnahmen ethischer Instanzen auch bewährt, dass letztlich die Parlamente über die Möglichkeiten der Forschung entscheiden.

Es komme darauf an, die schöpferischen Qualitäten des Menschen verantwortungsvoll einzusetzen, sagte Armin Grunwald. Erlösung durch Technik könne es nicht geben, weil die Technik meist nicht intendierte Folgen mit sich bringe, zu deren Lösung es weitere Techniken bedürfe. Grunwald machte dies am Beispiel der Atomenergie deutlich: „Wir beschäftigen uns jetzt mit den Abfällen dieser Technik und den Folgen, die sie in mehreren hunderttausend Jahren haben werden“, berichtete Grunwald. Forschung und Glaube seien kein Widerspruch, waren sich die Diskutanten einig, vielmehr bestehe ein fruchtbares Verhältnis der beiden, um den verantwortungsvollen Umgang mit der Schöpfung einzuüben.

Die Podiumsdiskussion wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und wird am 13. September 2014 um 22.30 Uhr auf ARD alpha gesendet.

Hintergrund: Ökumenischer Tag der Schöpfung

Seit dem Jahr 2010 feiert die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland jährlich einen Ökumenischen Tag der Schöpfung. Er geht auf eine Anregung des damaligen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I. zurück, einmal im Jahr „gemeinsam zum Schöpfer zu beten“. Dieser Tag wird bundesweit begangen und regt dazu an, das Lob des Schöpfers gemeinsam anzustimmen und gleichzeitig die eigenen Aufgaben für die Bewahrung der Schöpfung in den Blick zu nehmen. Jeweils am ersten Freitag im September findet die bundesweite Veranstaltung an einem anderen Ort statt. Nach Brühl, Berlin, Nagold und München lädt die ACK im kommenden Jahr am 4. September 2014 nach Borna bei Leipzig ein.

Weitere Infos unter www.schoepfungstag.info

Mit herzlichen Grüßen

Ihr

Marc Witzenbacher

Ökumenische Centrale
Pfarrer Marc Witzenbacher
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