Entstehung

von | Aug 8, 2017

der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern wurde am 2. Februar 1974 in Grafrath gegründet. Zur unmittelbaren Vorgeschichte dieser Gründung gehörte die Einrichtung der Ökumenischen Kommission der katholischen Bistümer in Bayern, die durch die ökumenische Öffnung der römisch-katholischen Kirche mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil ermöglicht worden war. Die konstituierende Sitzung dieser Kommission fand am 7. Februar 1970 im Kloster Niederaltaich statt. Schon einen Monat später, am 6./7. März 1970 traf man sich in Nürnberg mit der ökumenischen Kommission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Während dieses Treffens wurde bereits der Gedanke diskutiert, einen Ökumenischen Rat der Kirchen in Bayern zu gründen. Er entsprang dem Wunsch von Vertreterinnen und Vertretern beider Kirchen, die ökumenische Zusammenarbeit in Bayern auf eine möglichst breite Basis zu stellen und sie nicht als Angelegenheit nur der beiden in Bayern zahlenmäßig größten Kirchen zu behandeln. Dabei stand u.a. die Tatsache im Hintergrund, dass in den späten 60er und frühen 70er Jahren „Gastarbeiter“ aus süd- und südosteuropäischen Ländern nach Deutschland kamen und nach und nach auch ihre Familien nachzogen. Dadurch vergrößerte sich die Zahl der orthodoxen Christinnen und Christen in Deutschland, so dass die orthodoxen Kirchen den „Westkirchen“ näher ins Bewusstsein rückten.

In der Folgezeit wurde im Rahmen zweier Versammlungen von Vertreterinnen und Vertretern aus den ökumenischen Gremien verschiedener, auch der in Bayern kleineren, Kirchen und aus ökumenischen Basisgruppen (am 28. November 1970 und am 19. Januar 1971 in München) die Idee eines ökumenischen Rates der Kirchen in Bayern weiterverfolgt. Eine Vorbereitende Ökumenische Arbeitsgemeinschaft wurde ins Leben gerufen.

Eine weitere entscheidende Station in der Entstehungsgeschichte der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern war die von der Ökumenischen Centrale vom 28. bis 31. Januar 1972 in Teisendorf veranstaltete ökumenische Regionaltagung. Hier wurde das breite Spektrum der in Bayern vertretenen Kirchen sichtbar. Evangelisch-lutherische, evangelisch-reformierte, mennonitische, evangelisch-methodistische, evangelisch-freikirchliche, römisch-katholische, orthodoxe und altkatholische Delegierte nahmen teil. Außerdem arbeiteten Vertreterinnen und Vertreter verschiedener ökumenischer Initiativen mit. Thema der Tagung war die Mahnung des Apostels Paulus zur Einheit (1Kor 1,10-18), in deren Licht die Spaltung der Kirche als Skandal gewertet werden muss. Es ging außerdem um die Frage nach dem Ziel der Ökumene und um die Probleme für die Ökumene am Ort, besonders im Hinblick auf die konfessionsverschiedenen Ehen.

Obwohl es in Teisendorf um grundlegende ökumenische Fragestellungen in multilateraler Perspektive ging, hatte die Gründung einer ACK ursprünglich nicht auf der von der Ökumenischen Centrale festgelegten Tagesordnung gestanden. Nach einer intensiven Diskussion wurde während der Tagung dennoch der Beschluss gefasst, einen Initiativausschuss einzusetzen, der die Gründung einer bayerischen ACK vorbereiten sollte.

Über einen Zeitraum von zwei Jahren erarbeitete dieser Ausschuss im Dialog mit den Leitungen der beteiligten Kirchen eine Satzung, der alle Kirchen zustimmen konnten. Im Mittelpunkt stand dabei die Suche nach einer Struktur der Arbeitsgemeinschaft, die einerseits der Zusammenarbeit der Kirchenleitungen einen möglichst hohen Grad an Verbindlichkeit geben und andererseits der Dynamik der ökumenischen Bewegung durch die Einbeziehung ökumenischer Basisgruppen Raum gewähren würde. Außerdem sollte die Struktur der Arbeitsgemeinschaft gewährleisten, dass alle Kirchen in Bayern – unabhängig von ihrer Größe und Struktur – dabei sein konnten.

Vom 9. bis 11. Februar 1973 tagte die Ökumenische Konferenz Bayern (gewissermaßen die Vorläuferin der Delegiertenkonferenz) in Freising. Ihr Hauptziel war die Verabschiedung eines Richtlinienentwurfs für eine Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern. So wurde der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern im Jahr 1974 endgültig der Weg bereitet.

Die Aufgaben, die der Arbeitsgemeinschaft bei ihrer Gründung zugedacht waren, lassen sich folgendermaßen formulieren: Die Arbeitsgemeinschaft sollte „eine Stelle der Kontakte und Dialoge sein, und zwar für alle ökumenischen Aktivitäten in Bayern. Impulse für ökumenische Aufgaben sollten von der Arbeitsgemeinschaft hinaus in die Gemeinden gehen; ebenfalls gedacht war an die Anbindung zu ökumenischen Entwicklungen und Ereignissen außerhalb Bayerns in der weltweiten Christenheit“. Außerdem sollte sie – mit den Worten eines Gründungsmitglieds – „Feuerwehr sein bei Konflikten zwischen Mitgliedskirchen“.

Eine ausführliche Darstellung der Entstehungsgeschichte der ACK in Bayern, ihrer Arbeit in den letzten 30 Jahren und ihrer ökumenischen Erfahrungen findet sich in der Festschrift zum 30jährigen Jubiläum:

Lebendige Ökumene in Bayern, hg. v. Elisabeth Dieckmann, 2004,
ISBN 3-9807288-4-6, 168 S., 12,00 EUR
(zu beziehen über den Buchhandel oder direkt in der
Geschäftsstelle der ACK i.B.).

Lebendige Ökumene in Bayern
hg. v. Elisabeth Dieckmann, 2004
168 S., 12,00 EUR
ISBN 3-9807288-4-6,
(Bezug über den Buchhandel oder die
Geschäftsstelle der ACK Bayern).