Delegiertenkonferenz 2014
Ich war fremd. Ihr habt mich aufgenommen
Die Delegiertenkonferenz 2014 der ACK in Bayern beschäftigt sich ausgehend vom aktuellen Beispiel Syrien mit der Situation von Flüchtlingen und der bedrängten Situation von Christen im Nahen Osten – und mit der Frage, welche gemeinsame Verantwortung die Mitgliedskirchen der ACK Bayern wahrnehmen können.
Den Auftakt machte Waseem Haddad. Der in Wien lebende Syrer analysierte die komplexe politische und religiöse Situation seines Heimatlandes und betonte die Verantwortung der Christen Syriens, als eine gesellschaftliche Kraft konstruktiv in der Zivilgesellschaft mitzuwirken. Die Bereitschaft und den Willen zur Gestaltung einer pluralen Gesellschaft in Syrien sieht er quer durch die verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Religionen. Allerdings stellen die vielfältigen militanten Gruppierungen dafür eine massive Bedrohung dar.
Dr. Theodor Rathgeber, Menschenrechtsexperte und Politikwissenschaftler aus Kassel erläuterte aus der Perspektive des Menschenrechtlers, unter welchen Bedingungen von Diskriminierung, Bedrohung oder gar Verfolgung einer religiösen Gruppe gesprochen werden kann. Rathgeber ist auch der Herausgeber des Berichtes über Religionsfreiheit im Auftrag von Deutscher Bischofskonferenz (DBK) und Evangelischer Kirche Deutschland (EKD).
Über die Situation von Flüchtlingen in Deutschland referierte Ursula Gräfin Praschma, Abteilungspräsidentin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg. Sie sorgte für den Überblick über Begrifflichkeit (Asylsuchender, Asylberber, …) Herkunftsländer, Aufnahmeverfahren, etc. und öffnete auch den Blick in die Praxis anderer europäischer Länder.
Der zweite Konferenztag führte zunächst Erfahrungen von Flüchtlingen in Bayern und von Menschen, die mit Flüchtlingen arbeiten zusammen.
Saliba Aygün berichtete aus seiner eigenen Lebengeschichte. Von Claudia Dunckern erhielt das Plenum – aufgrund von kurzfristiger Erkrankung in schriftlicher Form – Einblick in die Arbeit der Härtefallkommission.
Wilhelm Dräxler von der Caritas München erläuterte u.a. das Dublin-Verfahren, mit dem viele Flüchtlinge konfrontiert sind.
Der Nachmittag bot Einblick in das Engagement von Initiativen und Einzelnen, die sich für die Belange von Flüchtlingen einsetzen.
Pastorin Christine Erb-Kanzleiter stellte die Flüchtlingsarbeit der Peacechurch, des internationalen Zweigs der Evangelisch-methodistischen Kirche in München vor. Der Einsatz für Asylsuchende hat zu Veränderungen in der Gemeinde geführt.
Dr. Burkard Hose berichtete von der Aufnahme eines jungen Äthiopiers in das Kirchenasyl der Katholischen Hochschulgemeinde in Würzburg.
Paulina Hesse-Hoffmann aus Buchloe schilderte die Herausforderungen mit denen Flüchtlinge und der Freundeskreis Asyl in ihrer kleinen Stadt konfrontiert sind.
Der Ökumenische Verein für Flüchtlinge, Asylsuchende und Migration e.V. Herbruck setzt sich, so Dr. Andreas Richter-Böhne, bereits seit vielen Jahren dafür ein, dass Flüchtlinge in der Region Hilfe erhalten. Der Verein stellt strukturelle Bedingungen zur Verfügung, die ehrenamtliches Engagement unterstützen.
Bischof Damian von der koptisch-orthodoxen Kirche erzählte vom Kauf einer Kaserne durch seine Kirche – in Deutschland. Die Lage mache es möglich, dass die dort Zuflucht findenden Flüchtlingen aus dem Nahen Osten durch die naheliegenden Klöster der koptisch-orthodoxen und syrisch-orthodoxen Kirche begleitet und seelsorgerliche betreut werden können.
Nicht selten finden sich Kirchengemeinden dazu bereit, Menschen im sog. Stillen Kirchenasyl aufzunehmen. Der Nürnberger Rechtsanwalt Wolfram Steckbeck berät die Gemeinden rechtlich und vertritt die Asylsuchenden.
Die Beiträge sind ein Spiegel der vielfältigen Möglichkeiten, sich im Sinne des Konferenzthemas ganz konkret zum Fürsprecher für Menschen in Not zu machen. Der Vorstand der ACK Bayern nimmt dies zum Anlass, die Kirchengemeinden in Bayern zum Engagement vor Ort zu ermutigen.
Die Botschaft des Vorstandes auf der Delegiertenkonferenz an die Kirchengemeinden in Bayern ist hier abrufbar.
Anschriften, Kontaktpersonen, Links
zum gemeinsamen Engagement in Bayern „Ich war fremd. Ihr habt mich aufgenommen“
(–> eine Datensammlung wird aufgebaut – für Hinweise sind wir dankbar)
- Bayerischer Flüchtlingsrat
- Pro Asyl
- Informationen zum Recht auf Asyl etc. – Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), Nürnberg
- Informationsverbund für Asyl & Migration – breite Sammlung von Informationen: Adressen, Rechtssprechung, usw.
- Portal Asyl – Flucht – Hilfe der Erzdiözese München und Freising mit Adressen, Informationen für Helfer, Zuschussmöglichkeiten, usw.
Sowohl Caritas als auch Diakonie in Bayern engagieren sich zentral und dezentral für die Belange von Flüchtlingen und geben in vielen praktischen und rechtlichen Fragen Auskunft.
Zentrale Ansprechstellen sind:
- Landes-Caritasverband Bayern e.V. – Arbeitsbereich Migration und Integration Beratung, Hilfen in Krisensituationen – hier finden sich auch die jeweiligen Kontaktpersonen für die Arbeitsstellen in den Bistümern.
- Diakonie Bayern Flüchtlingshilfe Die Hilfen der Diakonie gelten für alle Flüchtlingsgruppen und reichen von psychosozialer Beratung über Familienzusammenführung bis hin zu Hilfestellung im Kontakt mit Behörden. Darüber hinaus stehen den Flüchtlingen für eine qualifizierte Rechtsberatung Vertragsanwälte der Diakonie zur Verfügung.
- Eine Liste der Flüchtlingsberatungsstellen in ganz Deutschland stellt die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) zur Verfügung. Sie ist grob nach Postleitzahlen geordnet – Bayern findet sich dementsprechend recht weit unten …
Regional und lokal nennen wir nur einige Beispiele
- Caritas in der Diözese Würzburg – Flüchtlingshilfe
- Caritas München: ALVENI Dienste für Flüchtlinge
- Caritas Stadt Bamberg Flüchtlingsberatung
- Beratungsstelle für Flüchtlinge bei der Inneren Mission München
- Flüchtlingsberatung der Stadtmission Nürnberg
- Flüchtlingskinder in Augsburg – Kooperationsprojekt first steps
Sie möchten Menschen im Asylverfahren helfen?
- Eine breite Sammlung wichtiger Informationen zur Unterstützung von Menschen im Asylverfahren auf den Seiten der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte.
- Ökumenische Bundesarbeitsgemeinschaft Asyl in der Kirche
- Ökumenisches Kirchenasylnetz Bayern – c/o Nürnberger Evangelisches Forum für den Frieden (NEFF) e.V., Christine Mößner | eckstein | Burgstr. 1-3 | 90403 Nürnberg, Tel/Fax: +49 . 911 . 214 21 -52/-53, Email: neff-cfb@eckstein-evangelisch.de
- In der Arbeitsgemeinschaft Ausländer- und Asylrecht im Deutschen Anwaltsverein haben sich Fachanwälte zusammengeschlossen, die in besonderer Weise für die Vertretung von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Gemeinden, die sich beispielsweise im Kirchenasyl engagieren geeignet sind.
- Die Evangelische Kirche in der Pfalz hat eine Arbeitshilfe für Gemeinden herausgegeben, die Flüchtlinge willkommen heißen möchten: „Flüchtlinge willkommen heißen, begleiten, beteiligen“
Zur Unterstützung von Projekten mit Asylbewerbern und Migranten vor Ort kann angefragt werden:
Beispiele, die inspirieren – auf den folgenden Webseiten sehen Sie, wie sich einzelne Initiativen engagieren.
- Initiative Freund statt fremd in Bamberg und Umgebung
- Ökumenischer Verein für Flüchtlinge, Asylsuchende und Migration e.V., Hersbruck
- AK Aysl der methodistischen Peacechurch München – Beitrag in der Zeitschrift New World Outlook
Was ist zu bedenken, wenn sich Kirchengemeinden für die Belange von Flüchtlingen/ für die Aufnahme von Flüchtlingen (ggf. in kirchlichen Gebäuden) vor Ort einsetzen möchten? (unvollständige Gedankenanstöße)
Aufnahme von Flüchtlingen:
- Gebäude sollten nicht weit außerhalb liegen
- Wieviele Menschen finden Platz? Reichen die sanitären und sonstigen Bedingungen?
- Die Flüchtlinge brauchen Kontakt zu Menschen und Beschäftigungsmöglichkeiten.
- Wer kann übersetzen?
- Wenn Gastwirte ihre Pensionen/Hotels zur Verfügung stellen: sie benötigen pädagogisches Coaching.
- Wer kann helfen, wenn Traumata durchbrechen?
- Fachleute in der Region ausfindig machen
- Interkulturelle Aufgeschlossenheit