Delegiertenkonferenz 2015
Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens
Gerechtigkeit und Frieden – diese Begriffe sind bereits durch den Konziliaren Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung fest im ökumenischen Miteinander verankert – und als Handlungsmotivation Kennzeichen des Ökumenischen Rates der Kirchen wie auch der Nationalen Kirchenräte, zu denen, wenngleich mit anderem Namen, auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zählt.
Die Phasen zwischen den Vollversammlungen des ÖRK waren bislang geprägt von den sogenannten „Dekaden“, zuletzt der Dekade zur Überwindung von Gewalt. Nun hat der ÖRK eingeladen, sich auf einen Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens zu begeben. Diesen Impuls hat die ACK Bayern auf ihrer Delegiertenkonferenz 2015 aufgenommen. Zugleich sollten Einblick in die 10. Vollversammlung des ÖRK in Busan/Korea ermöglicht werden.
So begann die Delegiertenkonferenz in der Weise der ÖRK-Vollversammlungen mit einer Bibelarbeit. Vorstandsmitglied Wolfgang Rieker führte in Apg 2,1-14 ein, einen Text, der auch in Busan gelesen wurde.
Heike Bosien, Geschäftsführerin des Dienstes für Mission, Ökumene und Entwicklung der Evangelischen Kirche in Württemberg, ließ in ihrem Vortrag lebendig werden, was eigentlich hinter der Abkürzung ÖRK steckt. Wie arbeitet der Ökumenische Rat der Kirchen? Was war auf der 10. Vollversammlung in Busan/Korea wichtig, und was könnten Impulse für die Arbeit der ACK Bayern sein?
Der erste Nachmittag stand unter der Überschrift Gerechtigkeit. In kurzen Interviews gaben Martin Wirth und Georgios Vlantis Auskunft über Eindrücke zum Thema Gerechtigkeit auf der Vollversammlung in Busan. Eindrückliches Beispiel: die Schilderung eines Pfarrers von der Südseeinsel Tuvalu, die massiv vom Klimawandel betroffen bzw. bedroht ist. „Euer Konsum in den nördlichen Ländern lässt uns hier absaufen.“
„Was ist Gerechtigkeit?“ fragten wir im Verlauf des Nachmittags vier Personen mit sehr unterschiedlichem Hintergrund: Petra Strohbach, Leitende Generalstaatsanwältin bei der Generalstaatsanwaltschaft München und Günter Miß, Fachdienstleiter der Sozialen Dienste bei der Caritas in Freising stellten in ihren Beiträgen vor Augen, wie Recht und Gerechtigkeit auseinander treten können. Prof. em Dr. Dr. h.c. Wolfgang Haber, TUM München-Freising, nahm sich der Frage nach der Umweltgerechtigkeit an. Zuletzt erläuterte Prof. Dr. Markus Vogt, Sozialethiker an der LMU München am Beispiel der globalen Armutsdebatte ethische und theologische Aspekte von Gerechtigkeit.
Am Abend wurde gefeiert: Gottesdienst, gemeinsam mit Vertretern der Koreanischen Gemeinde München, die den Gottesdienst mit kraftvollem Gesang ungemein bereicherten. Mit dabei auch Pastor Hyon Chul Won.
Wolfgang Rieker (Evangelich-methodistische Kirchen) und Hans-Martin Weiss (Evangelisch-Lutherische Kirche) hielten gemeinsam die Predigt und verabschiedeten sich damit von der Delegiertenkonferenz, die sie beide nicht mehr als Vorstandsmitglieder besuchen werden. Hans-Martin Weiss verlässt Vorstand und Ständigen Ausschuss ab sofort, bleibt aber Delegierter seiner Kirche. Wolfgang Rieker scheidet wegen eines Stellenwechsels im Sommer aus den Gremien der ACK Bayern aus.
Am Samstag beschäftigte die Delegiertenkonferenz sich mit friedensethischen Konzeptionen.
Dr. J. Jakob Fehr vom Deutschen Mennonitischen Friedenskomitee stellt die Perspektive einer sogenannten Friedenskirche auf die Friedensethik dar – und fordert alle Kirchen auf, Friedenskirchen zu sein.
Prof. Dr. George Tamer, Theologe und Islamwissenschaftler in Erlangen, entfaltet ausgehend von den unzähligen Friedensbitten der orthodoxen Liturgie das orthodoxe Verständnis von Frieden.
In der letzten Einheit der Konferenz standen die Delegierten vor der schwierigen Frage, wie eine gemeinsamer Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens nun aussehen könnten. Lenemarie Funck-Späth und Maurice de Coulon hatten die Aufgabe, die Tagung zu beobachten, bei Tischgesprächen zu lauschen, Gedanken, die leicht verloren gehen aufzunehmen – und präsentierten ihre Beobachtungen. Zusammen mit Vorschlägen der Projektgruppe zum Weiterdenken bildeten diese Beobachtungen die Grundlage für Plenumsdiskussion, Tischgruppen und erste Versuche eines Resumees. Ideen wurden gesammelt, aber auch Vorbehalte vor zuviel Aktionismus geäußert …