Digitale Delegiertenkonferenz der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern

Am 4. Februar 2022 fand die jährliche Delegiertenkonferenz der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in
Bayern statt, zum zweiten Mal digital. Das Thema lautete: „Verfolgte Christen | Religion und Verfolgung“.
Um die 100 Delegierten aus ganz Bayern, Vorsitzende bzw. Vertreter der ACK Deutschland, Baden-Württemberg und der lokalen ACKs in Bayern sowie eingeladene junge Gäste aus verschiedenen Konfessionen haben daran teilgenommen. Einerseits mochte die Delegiertenkonferenz auf das besorgniserregende Phänomen der Christenverfolgung
aufmerksam machen, andererseits war es wichtig zu betonen, dass nicht nur Christen in der Welt verfolgt
werden. Bei einem derart hochkomplexen Thema, das nicht selten hochemotional behandelt und politisch von einigen instrumentalisiert wird, um Ängste zu schüren, sah man starken Differenzierungsbedarf. Was
heißt Verfolgung und was unterscheidet sie von der Diskriminierung? Geht es tatsächlich um die Verfolgung
einer Gruppe aus religiösen Gründen oder gibt es andere Ursachen, die dahinter stehen? Was können uns
Menschen erzählen, die selber Verfolgung und Diskriminierung erlebt haben? Dieses Problem ist ein unmittelbar  ökumenisches: Es geht uns alle in der Vielfalt unserer Kirchen und Konfessionen an.

Die Vorsitzende der ACK in Bayern, die evangelisch-lutherische Dekanin Christine Schürmann, sagte in ihrem Grußwort u.a. Folgendes: „Europa ist verhältnismäßig sicher, Ökumene bedeutet aber Horizonterweiterung, und dies heißt auch Informierung und Sensibilisierung für das Leid von Menschen, die weit weg von
uns leben. Leben sie aber alle weit von uns entfernt? Viele doch nicht. Viele sind hierhergekommen, und sie erzählen von ihrer Geschichte. Sie wollen gehört und unterstützt werden, auch ihre Angehörigen, die es
nicht bis hierher geschafft haben. Die Gremien der Ökumene und besonders die ACKs, sind Gemeinschaften, wo ihre Stimme gehört werden kann. Und wir können dankbar für das Zeugnis der Christen sein, die
aus Regionen kommen, wo es an Leid nicht gerade fehlt. Von diesen Menschen lernen wir, wie sich eine
christliche Existenz angesichts von Grenzsituationen entfaltet. Mit ihnen solidarisch zu sein, ist das kleinste,
was man machen kann. Wir verschließen aber die Augen nicht vor dem Leid, das auch Menschen erleben,
die anderen Religionen angehören, oder gar keiner. […] Auch wenn Sachen beim Namen genannt werden,
heißt es nicht, dass ÖkumenikerInnen Ängste oder Hass schüren wollen. “Liebt Eure Feinde und betet für
die, die euch verfolgen” (Mt. 5, 44), sagt der Herr.“

Nach dem Grußwort der Geschäftsführerin der ACK in Deutschland, Dr. Verena Hammes, die die Bedeutung
des Themas und die intensive Zusammenarbeit mit der ACK in Bayern hervorhob, gab Oberkirchenrat Michael Martin (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern) in seinem Einführungsvortrag („Verfolgung und
Diskriminierung: Eine Herausforderung für das heutige Christentum“: Moderation: Pastor Andreas Jahreiß (Evangelisch-methodistische Kirche) die entscheidenden Stichworte: Differenzierungsbedarf, genaues Hinschauen, Brückenbauen. Fünf parallel laufende Workshops gaben anschließend den TeilnehmerInnen die
Gelegenheit, ganz unterschiedliche Perspektiven der Thematik der Konferenz wahrzunehmen: i. Spiritualität: Ursula Kalb (München) erzählte von der Arbeit der Gemeinschaft Sant‘ Egidio; ii: Dr. Dr.h.c. Jasmine
Dum-Tragut (Universität Salzburg) widmete sich dem Umgang der Armenischen Apostolischen Kirche mit
dem Trauma der Diskriminierung und der Verfolgung; iii. Dr. Harald Mueller (Hannover) stellte in seinem
Workshop das Engagement des jüngsten Gastmitglieds der ACK in Bayern, der Siebenten-Tags-Adventisten,
für Religionsfreiheit und Menschenrechte vor; iv. Prof. Dr. Stefan Silber (Universität Vechta) und Pfarrer
Stefan Meyer (Vorsitzender der ACK in Main-Mömling-Elsava) zeigten, dass es auch in Lateinamerika nicht
immer einfach ist, Christ zu sein; v. Haiguer Kuerban, Direktor des Berliner Büros des Weltkongresses der
Uiguren, erzählte vom schwierigen Schicksal seines Volkes und erinnerte die Delegierten daran, dass nicht
nur Christen verfolgt werden.

In der ersten Nachmittagseinheit, moderiert von Pastorin Heidemarie Klingeberg (STA) waren Statements
vorgesehen, die auf persönliche Erfahrungen bezogen waren: der neue Generalvikar der Assyrischen Kirche
des Ostens Markus Zaia musste aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen. Dr. Dum-Tragut, die seit
über 30 Jahren Armenien besucht, berichtete über die Tragödie des letzten Krieges in Arzach / Berg Karabach und dessen Auswirkungen auf das reilgiöse Kulturgut; Haiguer Kuerban sprach von seiner persönlichen
schmerzlichen Erfahrung als Uigure. Die Podiumsdiskussion der Delegiertenkonferenz moderierte Dr. Rainer Oechslen, Islambeauftragter der ELKB. Er diskutierte mit dem orthodoxen Vorsitzenden der ACK in
Deutschland, Erzpriester Radu Constantin Miron und dem Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland
Florian Ripka. (Der neue Beauftragte der Bundesregierung für Religionsfreiheit Frank Schwabe musste
ebenfalls aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.) Das Thema der Podiumsdiskussion war: „Der
ökumenische Auftrag“. Nach einer kurzen von Pfarrer Stefan Meyer moderierten Schlussrunde hat die Arbeitsgemeinschaft christlicher Frauen für den Weltgebetstag eine schöne Andacht gehalten, mit der die Delegiertenkonferenz abgerundet wurde.

Die Treffen der Delegationen der ACK in Bayern fanden in zeitlicher Nähe zur Delegiertenkonferenz digital
statt