Das Zentrum für Mission und Ökumene schreibt:

Am Sonntag Judika, 22. März 2015, laden wir alle Kirchengemeinden ein, unter dem Motto „Gerechtigkeit und Geld“ einen Themengottesdienst zu feiern. Die Bezeichnung Judika weist auf den Schwerpunkt Recht und Gerechtigkeit hin. Anlass genug, sich eingehender mit der Bedeutung des Geldes für unseren Lebensalltag zu beschäftigen.

„Money, money, money” – dieser Song der schwedischen Popgruppe ABBA aus dem Jahr 1976 erinnert an das „liebe Geld“, das in unserem Leben eine große Rolle spielt. Und auch manches Sprichwort spiegelt unsere Erfahrungen im täglichen Umgang mit Geld wider: „Geld regiert die Welt“, „Zeit ist Geld“, „Geld alleine macht nicht glücklich“.

Geld bestimmt unser Zusammenleben – im Kleinen wie im Großen. Ob unsere Kirchengemeinde Bastelmaterial für den Konfirmandenunterricht kaufen oder den Kirchenturm neu sanieren muss, immer ist Geld im Spiel! Ein Spiel mit Regeln, die nicht unbedingt transparent sind. Das gilt auch und besonders für die Finanzwelt.

Die Bibel erinnert daran, dass Geld vor allem der Gemeinschaft in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen zugutekommen soll und dadurch etwas von der Güte Gottes sichtbar wird (2 Kor 9,6 -11). Diakonische Aufgaben haben nach dem biblischen Zeugnis Vorrang. Armut soll nach Gottes Willen nicht sein. Daraus ergibt sich die Leitfrage: Wie handeln wir als Kirche solidarisch mit dem Geld, das uns zur Verfügung steht?

In diesem vorliegenden Materialheft finden Sie Anregungen für die Gemeindearbeit – für den Gottesdienst, die Konfirmandenstunde, für das Gespräch mit Erwachsenen.

Inhaltlich orientiert sich das Materialheft an dem Dreier-Schritt: Sehen – Urteilen– Handeln. So eröffnen fünf AutorInnen im ersten Kapitel Einblicke in unterschiedliche Lebensrealitäten hier in den Kirchengemeinen und in den Partnerkirchenkirchen.

Friedrich Degenhardt nimmt das kirchliche Handeln in Hinblick auf die ungerechte Verteilung der finanziellen Ressourcen weltweit in den Blick und fragt, ob Geldsammlungen als eine bewährte Handlungsoption der Kirche nicht gezielt für mehr Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eingesetzt werden sollten: „Trauen wir uns als Kirchengemeinden, die bestehende Ungerechtigkeit als Herausforderung anzugehen?“

Heike Spiegelberg, Silke Leng und Joseph Standaard beschreiben Erfahrungen,welche Rolle Gerechtigkeit im Zusammenhang mit Geld und in der Begegnung der Partnerkirchen spielt. In ihrer kritischen Betrachtung der globalen Finanzarchitektur beschreibt Kristina Rehbein, wie die biblischen Bestimmungen über das Erlassjahr und den Sabbat (z. B. Dtn 15) zur Lösung der weltweiten Schuldenkrise beitragen können. In der biblisch-theologischen Orientierung im zweiten Kapitel reflektiert Dr. Christfried Böttrich die Erfahrungen der unterschiedlichen Lebensrealitäten anhand des biblischen Zeugnisses. Er legt in seinem Beitrag dar, dass Geld von Anfang an eine religiöse Dimension gehabt hat. Für uns als Christinnen und Christen leitet sich aus der biblischen Überlieferung der bleibende Anspruch ab, im Umgang mit materiellen Gütern das Wohl der Mitmenschen im Blick zu behalten und ihnen damit eine Hoffnungsperspektive zu eröffnen. Im dritten Kapitel geht es um konkrete Impulse für den Gottesdienst. Propst Kurt Riecke, Pastor Peter Sorie Mansaray und Vikarin Bente Petersen haben drei Predigtentwürfe geschrieben und dabei drei Texte zur Grundlage genommen: das Erlassjahr (Dtn 15,1-11), das Gleichnis vom Schalksknecht (Matth 18,21-35) sowie das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Matth 25,14 -30). Die methodischen Bausteine im vierten Kapitel laden dazu ein, das Thema Gerechtigkeit und Geld in der weiteren Gemeindearbeit inhaltlich zu vertiefen.

Der Ökumenische Rat der Kirchen hat auf seiner 10. Vollversammlung alle Mitgliedskirchen eingeladen, in den kommenden sieben Jahren „Pilgerwege der Gerechtigkeit und des Friedens“ zu gehen. Unser Materialheft für den Sonntag Judika ist eine Station „auf dem Weg“. Und so sind in den kommenden Jahren weitere Materialien für den Sonntag Judika geplant, jeweils mit einem anderen Themenschwerpunkt.

Diese vorliegende Broschüre haben Friedrich Degenhardt, Anne Freudenberg, Martin Haasler, Silke Leng, Kristina Rehbein und Heike Spiegelberg in einem regen inhaltlichen Austausch erarbeitet.

Im Namen der Vorbereitungsgruppe wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Umsetzung,

Pastorin Anne Freudenberg