Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

von | Aug 10, 2017

Geschichte

Die Religiöse Gesellschaft der Freunde (von: „Freunde der Wahrheit“) wurde von Georges Fox um 1650 in England gegründet. Sein Anliegen war, ein Christentum zu leben und zu verkünden, das sich ausschließlich am Streben nach einer aufrichtigen Nachfolge Jesu orientieren sollte. Er war überzeugt, dass „das von Gott in jedem Menschen“ Gegebene in uns als „die innere Stimme“ spricht. So feierten schon die ersten „Freunde“ um Georges Fox stille Andachten als Gottesdienst, in denen jeder von Gott inspirierte Anwesende das Wort verkünden konnte. Wegen des damals oft als Zittern wahrgenommenen Ergriffenseins des in der Andacht sprechenden Freundes wurden die Freunde sehr bald als „Quäker“ (engl. für Zittern) zunächst verspottet. Diese Bezeichnung der Freunde hat sich bis heute erhalten und gehört mittlerweile auch zum offiziellen Namen. So ist die Soforthilfe der Quäker in Deutschland nach beiden Weltkriegen auch als „Quäkerspeisung“ noch in lebendiger Erinnerung.

Einer der engsten Freunde von Georges Fox, William Penn, gründete den Staat Pennsylvania in Nord-Amerika, da sich unter den Auswanderern und Siedlern des neuen Kontinents auch viele Quäker befanden, die, wegen ihrer Verweigerung, der Krone mit Waffen zu dienen, verfolgt waren.

Im 18. Jh. fanden erste Quäker-Andachten in Deutschland im Raum Bad Pyrmont/Minden statt. Nach der Ansiedlung einer kleinen Quäkergemeinde in Friedensthal bei Bad Pyrmont wurde 1794 in Pyrmont ein Friedhof angelegt und 1800 auf demselben Grundstück das erste Quäkerhaus nach dem Muster eines englischen Quaker-Meetinghauses gebaut. Wegen der erlittenen Verfolgungen erloschen jedoch die bescheiden gebliebenen Quäker-Aktivitäten bald wieder. Erst durch das lebendige Zeugnis der Hilfe am Wiederaufbau durch amerikanische und englische Freunde nach beiden Weltkriegen angeregt, entdeckten viele deutsche Helfer das Quäkertum als eine neue „Religion ohne Dogmen“. So entstand die 1925 gegründete Deutsche Jahresversammlung. Sie wuchs zu annähernd 500 Mitgliedern Ende der 50ger Jahre. 1932/33 erfolgte die Wiedererrichtung des Quäkerhauses in Bad Pyrmont.

Lehre und Organisation

Die Deutschen Quäker (wie alle Jahresversammlungen in Europa) bekennen sich zu der Tradition der stillen Andacht und zum Christentum als dogmenfreier Weg der Nachfolge Christi im Geist der Liebe und der Wahrheit, im „Antworten auf das von Gott in jedem Menschen“ (Georges Fox) und im Streben nach Wahrhaftigkeit, Gleichheit, Einfachheit, Frieden (Gewaltfreiheit) und Bewahrung der Schöpfung. In ihrer stillen Andacht kann erlebt werden, warum die Quäker auf Rituale, Dogmen und Bekenntnisse verzichten. Sie vertrauen darauf, dass der gleiche Geist in der Vielfalt der in der Stille empfangenen Worte steckt, die jeder Freund frei spricht, wenn er sich dazu berufen fühlt. Das Streben nach wahrhaftiger Nachfolge Christi eint sie und regt sie als Gemeinschaft dazu an, ihren Glauben in ihrem Lebensalltag umzusetzen.

So ist auch jeder Freund gleichermaßen dazu aufgefordert, sich zum Dienst an der Gemeinschaft in den bestehenden Ämtern (Schreiber, Älteste, Ordner) oder in Sachausschüssen bereitzustellen. Alle Freunde sind Laien und üben als Verantwortungsträger ihre Ämter ehrenamtlich aus.

In ihren Geschäftsversammlungen, die man als „Andachtsversammlungen für die weltlichen Angelegenheiten“ bezeichnen kann, werden nur einmütige, d. h. von allen mitgetragene Entscheidungen getroffen.

In ihrer traditionsreichen Friedens- und Hilfsarbeit, insbesondere die der Hilfsorganisationen der amerikanischen und englischen Freunde, die einen beratenden Status bei der UNO innehaben, wirken die Quäker am Aufbau gewaltfreier Strukturen in der ganzen Welt mit.

Die Bereitschaft an der Ökumene mitzuwirken ist bei den Quäkern stärker geworden, seitdem sich die Vision der „Einheit in der Vielfalt“ als anzustrebendes Ziel einer „multilateralen Ökumene“ innerhalb der ACK etabliert hat.

Statistik

Die Deutsche Jahresversammlung, die heute noch 250 Mitglieder (2018) umfasst, ist in 5 regionalen Bezirken und in einigen städtischen Ortsgruppen gegliedert. Der Bezirk Bayern-Österreich (nach Auflösung des vormals eigenständigen Bezirks Österreich im Jahr 2012) besteht aus jeweils einer Gruppe in München und Nürnberg, einem Andachtskreis in Wien, und aus einigen verstreut in Bayern und Österreich lebenden Freunden.

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor

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Kontakt zur Religiösen Gesellschaft der Freunde

Religiöse Gesellschaft der Freunde (Quäker)

David FreisingerBezirk Bayern

http://www.quaeker.org