Alt Katholische Kirche

von | Aug 9, 2017

Geschichte

Das „Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ ist eine selbstständige und staatskirchenrechtlich anerkannte katholische Kirche. Der Name „alt-katholisch“ entstand im Hinblick auf die Lehre der alten, ungeteilten Kirche des 1. Jahrtausends und in Abgrenzung zu den neuen Dogmen, die auf dem Ersten Vatikanischen Konzil verkündet wurden. Dabei wurde die Unfehlbarkeit des Papstes in
Glaubens- und Sittenfragen beschlossen und festgelegt, dass der Papst die oberste Rechtsgewalt in der Kirche innehabe (Jurisdiktionsprimat).
Viele Katholiken lehnten diese Lehren als weder durch die Bibel noch durch die kirchliche Tradition begründbare Neuerungen ab, wurden vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen und mussten sich als eigenständige katholische Kirche unter der Leitung ihres ersten Bischofs Joseph Hubert Reinkens (+1896) organisieren. Der Münchner Kirchenhistoriker Johann Joseph Ignaz von Döllinger war einer der geistigen Väter der Opposition gegen die Papstdogmen des Ersten Vatikanischen Konzils und der wichtigste Theologe der alt-katholischen Bewegung. Er vertrat mit Nachdruck eine wissenschaftliche Theologie auf dem Boden von Bibel und Tradition.

Organisation

Das „Katholische Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland“ umfasst das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. In Bonn befinden sich das Ordinariat, das Priesterseminar und die theologischen Ausbildungsstätten. Auf internationaler Ebene sind die Alt-Katholischen Kirchen der Niederlande, der Schweiz, Österreichs, Tschechiens, Polens und Deutschlands in der Utrechter Union zusammengeschlossen. Einzelne Gemeinden gibt es auch in Kroatien, Dänemark, Schweden, Frankreich und Italien. Die Internationale Bischofskonferenz wird vom Erzbischof von Utrecht geleitet (Bischofsstuhl des hl. Willibrord).

Lehre

Das Leitmotiv der Alt-Katholischen Kirche ist heute wie damals das Festhalten am Glauben und an den Ordnungen der alten und einen Kirche. Der Altkatholizismus versteht sich als Reformbewegung. Bereits die ersten Synoden nach 1870 beschlossen tiefgreifende Reformen: Die Zölibatspflicht für Geistliche wurde aufgehoben, und im Gottesdienst wurde die Verwendung der Muttersprache erlaubt. 1994 wurde das Bischofs- und Priesteramt auch für Frauen geöffnet.
Als bischöflich-synodale Kirche werden Entscheidungen nicht nur von den Amtsträgerinnen und Amtsträgern gefällt: Auf Pfarrebene ist die Gemeindeversammlung das oberste Entscheidungsorgan (sie wählt z.B. den Pfarrer/die Pfarrerin und die Synodalen) und auf Bistumsebene ist dies die Synode (mit Bischofswahlrecht), die zu zwei Drittel aus gewählten Laienabgeordneten der Gemeinden besteht.

Liturgie und Gottesdienst

Dass die Alt-Katholische Kirche sich nach wie vor als katholisch versteht, wird in ihrer Liturgie und an der Prägung ihrer Spiritualität erfahrbar. So steht die Feier der Eucharistie im Mittelpunkt des Gemeindelebens. Aber auch die Eucharistiefeier im kleinen Kreis, Morgenlob, altkirchliche Lichtvesper und Taizegebet gibt es als vielfältige Gottesdienstformen. An der Siebenzahl der Sakramente hält die Alt-Katholische Kirche gemeinsam mit der Orthodoxen und der Römisch-Katholischen Kirche fest.

Ökumene

Seit den Anfängen der alt-katholischen Bewegung ist die Ökumene ein zentrales Anliegen. Schon 1874 und 1875 wurde zu so genannten „Unionskonferenzen“ eingeladen, an denen anglikanische, orthodoxe und evangelische Kirchenvertreter teilnahmen. Später war die Alt-Katholische Kirche Gründungsmitglied des ÖRK und der ACK in Deutschland. Ergebnisse der ökumenischen Gespräche sind seit 1931 die volle Kirchengemeinschaft mit der anglikanischen Kirche, seit 1965 mit der unabhängigen Philippinischen Kirche und seit 2016 mit der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Schweden. Seit 1985 besteht die gegenseitige Einladung zur Eucharistie bzw. zum Abendmahl mit den Kirchen der EKD. Auch die Kontakte zur Orthodoxie, insbesondere der 1975 – 1987 dauernde offizielle theologische Dialog zwischen der Alt-Katholischen Kirche und der Orthodoxen Kirche führten zu einem weitgehenden Lehrkonsens. In den Jahren 2009 und 2016 wurden Abschlusspapiere der „Internationalen RömischKatholisch – Alt-Katholischen Dialogkommission“ über „Kirche und Kirchengemeinschaft“ veröffentlicht, in dem konkrete Schritte auf dem Weg zu einer Kirchengemeinschaft angedacht werden. Es besteht ferner eine enge Dialogverbindung zur indischen Mar Thoma Syrian Church.

Statistik

Europa: ca. 70.000 Mitglieder; Deutschland ca. 15.000 Mitglieder in 41 Pfarreien, Bayern (8 Pfarreien) mit etwa 3.000 Mitgliedern.

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor © 2018 Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern

 

 

Kontakt zur Alt-Katholischen Kirche

Alt-Katholische Kirche

Dekanat Bayern
Pfarrer Sebastian Watzek
Landauergasse 10
90403 Nürnberg
Tel.: 0911-464613
nuernberg@alt-katholisch.de
www.alt-katholisch.de