Bericht über eine Studienreise des Ständigen Ausschusses
Anlässlich des Jubiläums des 50jährigen Bestehens der ACK in Bayern fand vom 21.-25. Oktober 2024 eine Studienreise ihres Ständigen Ausschusses nach Rom statt. Die Reflexion über die Wurzeln des Christentums wurde als wichtiges Ziel der Reise bestimmt. Die Bedeutung Roms ist evident als Ort wichtiger Entscheidungen für die weltweite Ökumene und ökumenischer Ereignisse. Die Teilnehmenden konnte die facettenreiche Präsenz der Römisch-katholischen Kirche in der città eterna erleben, denn dort zeigt sich am deutlichsten die internationale Dimension, der weltkirchliche Aspekt des Katholizismus. Man konnte aber auch die Multilateralität des Christentums und die Vielfalt der christlichen Kirchen in der Ewigen Stadt wahrnehmen.
An der Reise haben 22 Personen teilgenommen, in ihrer großen Mehrheit Mitglieder des Ständigen Ausschusses, aber auch weitere Delegierte sowie zwei Mitglieder der Jungen ACK. Untergebracht war die Gruppe in der Casa valdese (https://www.casavaldeseroma.it/de/), dem Gästehaus der Waldenser unweit vom Vatikan.
Das abwechslungsreiche und ambitionierte Programm hat eine Projektgruppe gestaltet, bei der mitgewirkt haben Eliana T. Briante, Heidemarie Klingeberg, Dr. Florian Schuppe, Herbert Sperber, Sebastian Watzek und der Geschäftsführer Georgios Vlantis.
Montag, 21.10.
Die Reise begann mit dem Besuch der Theologischen Fakultät der Waldenser (http://facoltavaldese.org/it), wo die ökumenische Gruppe von Prof. em. Dr. Daniele Garrone empfangen wurde. Garrone ist waldensischer Theologe und Alttestamentler, Vizepräsident der Gesellschaft für jüdisch-christliche Freundschaft in Rom, Präsident der italienischen Bibelgesellschaft. Seit Oktober 2021 ist er auch als Präsident des Bundes der Evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) tätig. Der renommierte Wissenschaftler und Ökumeniker referierte über die Theologie und Geschichte der Waldenser und gab der Reisegruppe spannende Einblicke nicht nur in das Leben seiner Fakultät, sondern auch in die römische und generell italienische Ökumene.
Im Anschluss an dem Vortrag, dem eine lebhafte Diskussion folgte, hat die Gruppe die beeindruckende Kirche der Waldenser an der Piazza Cavour besucht, wo die waldensische Pfarrerin Eliana Briante, Mitglied des Ständigen Ausschusses, eine Andacht gehalten hat. Briente hatte selber an der Fakultät der Waldenser studiert; Daniele Garrone war einer ihrer Professoren.
Den Abend lies die Gruppe in einer schönen Trattoria in Borgo Pio ausklingen.
Dienstag, 22.10.
Am Vormittag hat die Gruppe Dr. Stephan von Kempis, den Leiter der deutschsprachigen Abteilung von Vatican News (www.vaticannews.va), ehemals Radio Vatikan, getroffen. Der Journalist mit jahrzehntelanger Erfahrung in Rom hat in einer sehr lebhaften Weise von der Geschichte und den heutigen Herausforderungen der deutschsprachigen vatikanischen Medienarbeit erzählt.
Erzbischof Ian Ernest, Direktor des Anglikanischen Zentrums in Rom (www.anglicancentreinrome.org), empfing die Gruppe in den Räumlichkeiten des Zentrums, das sich im geschichtsträchtigen Palazzo Doria Pamphili befindet. Der Erzbischof kommt aus Mauritius, wo er mehrere Jahre lang als Bischof tätig war. Er erzählte ausführlich von der facettenreichen Arbeit des Anglikanischen Zentrums in der ökumenischen Szene Roms; die Debatten, die heutzutage die anglikanische Gemeinschaft beschäftigen, wurden beim Gespräch ebenfalls besprochen. Nach einer Führung durch die Räumlichkeiten, in denen ökumenische Memorabilia ausgestellt sind, feierte Erzbischof Ian einen Abendmahlsgottesdienst in ökumenischer Verbundenheit in der Kapelle des Zentrums. Die Predigt hielt Pater Martin Brownie OSB vom vatikanischen Einheitsdikasterium. Mitglieder der ökumenischen Reisegruppe aus Bayern durften Aufgaben in der Liturgie übernehmen. Am Ende des Gottesdienstes hat Georgios Vlantis den Teilnehmenden die Arbeit der ACK in Bayern vorgestellt. Beim Mittagessen im Zentrum genoss die Gruppe die anglikanische Gastfreundschaft.
Einige Meter vom Zentrum entfernt liegt die Basilika Santa Maria sopra Minerva. Reiseführerin Maria Pinto von der Fokolarbewegung hat der Reisegruppe von den Kunstschätzen dieser Kirche erzählt, in der sich die Gräber der Heiligen Katharina von Siena (unter dem Hauptalter) und des Fra Angelico befinden. Die Reisegruppe stattete auch dem ebenfalls naheliegenden, allerdings von Touristen überfüllten Pantheon einen kurzen Besuch ab, um danach durch das römische Stadtzentrum und das ehemalige jüdische Ghetto zur Kirche San Bartolomeo all’Isola zu gelangen, die seit dreißig Jahren von der Gemeinschaft Sant’ Egidio (www.santegidio.org) betreut wird. Mitarbeitende der Gemeinschaft berichteten der Gruppe von ihrer weltweiten karitativen Arbeit und ihren geistige Anliegen und Prioritäten. In den Räumlichkeiten der Kirche zeigt eine permanente Ausstellung persönliche Objekte von Märtyrern und Zeugen des christlichen Glaubens des 20. und 21. Jahrhunderts aus allen Kontinenten und mehreren Traditionen (https://sanbartolomeo.org/memoriale-dei-nuovi-martiri/). In der Kirche konnte die Gruppe das Original der berühmten Ikone von Sant’ Egidio sehen, die den Glaubenszeugen unserer Zeit gewidmet ist. Der Besuch von Sant’ Egidio wurde mit der Teilnahme an der Abendandacht beschlossen, die die Gemeinschaft jeden Abend in der Basilika Santa Maria in Trastevere hält. Anwesend waren an diesem Abend auch deutsche Bischöfe, die als Delegierte an der Generalssynode der Römisch-katholischen Kirche über Synodalität teilnahmen.
Der Tag endete mit einem Abendessen in Trastevere.
Mittwoch, 23.10.
Der erste Termin dieses sehr regnerischen Tages fand in der deutschen Evangelischen Gemeinde in Rom statt. Frau Gertrud Wiedmer vom Kirchenvorstand und ihre Mitarbeiterin schilderten die Geschichte dieser Gemeinde und ihr vielfältiges diakonisches Engagement.
Anschließend hat die Gruppe die prachtvolle Basilika Santa Maria Maggiore besucht ebenso wie die Kirche San Clemente, wo sich das Grab des Heiligen Kyrill, des Apostels der Slaven, befindet.
An der Universität Angelicum-Heiliger Thomas von Aquin traf die Gruppe den Dozenten Dr. Dimitrios Keramidas, ein griechisch-orthodoxer Theologe, der über das Thema Orthodoxie und Ökumene in Italien referierte und auf die ökumenischen Aktivitäten dieser päpstlichen Universität einging.
Letzte Station im offiziellen Programm des Tages war der Besuch der griechisch-orthodoxen Gemeinde San Teodoro auf dem Palatinhügel. Der Pfarrer, Archimandrit Dr. Dr. Symeon Katsinas, erläuterte die wechselvollen Geschichte des Gotteshauses, das jahrhundertlang der Römisch-katholischen Kirche angehörte und 2000 dem Ökumenischen Patriarchat anvertraut wurde. Pfarrer Dr. Katsinas gab der Gruppe Einblicke in das ökumenische Leben der italienischen Hauptstadt und schilderte das intensive Engagement seiner Gemeinde für den interchristlichen Dialog.
Donnerstag, 24.10.
Der erste Besuch an diesem Tag galt dem vatikanischen Einheitssekretariat: Pater Augustinus Sander OSB gab der Gruppe Einblicke in die Arbeit dieser institutionell wichtigsten ökumenischen Einrichtung der Römisch-katholischen Kirche. Anschließend hat die Gruppe den Campo Santo Teutonico besucht, einen bedeutenden Ort für die deutschen Katholiken, der sich in der unmittelbaren Nähe der Sala Paolo VI. befindet, wo gerade die Generalsynode der Römisch-katholischen Kirche tagte. Dr. Bertram Meier, Bischof von Augsburg, konnte die Sitzung kurz verlassen, um die Gruppe zu grüßen. 2013-2021 war Meier als Vorsitzender der ACK in Bayern tätig. Die Gruppe konnte nun den Petersdom besuchen, der durch die Vorbereitung des Heiligen Jahrs 2025 etliche Baustellen aufwies. Am Abend besuchte die Gruppe die Zentrale der italienischen Siebenten-Tags-Adventisten und die Adventistengemeinde Roms. Sie wurde dort vom Präsidenten der Adventisten Italiens und seinem Team empfangen. Die Gruppe erfuhr von den verschiedenen Tätigkeiten dieser zahlenmäßig kleinen Kirche in Italien, dabei wurde auch das Religionsfreiheitsverständnisses dieser Freikirche erläutert.
Nach einer Führung durch das Zentrum Roms ließ die Gruppe die Reise mit einem Abendessen in der unmittelbaren Nähe zur Spanischen Treppe ausklingen. Engagement seiner Gemeinde für den interchristlichen Dialog.