Der Bericht des 5. Pasinger Friedensweges im Pilgerbuch der ACK in Bayern im Wortlaut – mit einem herzlichen Dank an Frau Marion Stopic für den Text und die Fotos:
Was ist der Pasinger Friedensweg?
Der Pasinger Friedensweg ist eine interreligiöse Initiative. Es beteiligen sich aktuell die katholischen Pfarrverbände Pasing und Obermenzing, evang.-luth. Himmelfahrtskirche München-Pasing, die Pasinger Moschee sowie die liberale jüdische Gemeinde München Beth Shalom.
Wir möchten damit Zeichen setzen für ein friedliches Miteinander vor Ort in Pasing, für Toleranz und Offenheit gegenüber den Angehörigen anderer Konfessionen und Religionen und für Überwindung von Abschottung gegenüber Fremden, Vorurteilen und Diskriminierung. Wir wünschen uns Offenheit, Dialog und ein respektvolles Kennenlernen der jeweils anderen Konfessionen und Religionen in der Begegnung. Wir möchten zeigen, dass der gelebte Glaube kein Grund für Abgrenzung, sondern eine Quelle der Achtung und des Verstehens zwischen den Menschen sein kann.
Höhepunkt und Ziel ist immer unser gemeinsamer Pilgerweg durch Pasing von einem Gotteshaus zum nächsten. Dazu laden wir jedes Jahr im Oktober Mitglieder der teilnehmenden Gemeinden, aber auch alle andere Mitbürgerinnen und Mitbürger ein.
Damit Frieden – wie ein Baum – unter uns wachse!
Der fünfte Pasinger Friedensweg begann am 13. Oktober 2019, einem herrlich sonnigen Sonntagnachmittag, unter dem Motto „Damit Frieden wachse“ in der Himmelfahrtskirche. Marion Stopic begrüßte dort die Friedenswegler*innen und rief diese dazu auf, das Gemeinsame der verschiedenen Glaubenstraditionen als Basis für ein achtsames und friedvolles Miteinander zu suchen.
„Die Ney-Flöte ist ein Symbol für die Sehnsucht nach der Wiedervereinigung mit Gott.“ Mit diesen Worten eröffnete Volkan Türlü den Beitrag der türkisch-islamischen Gemeinde Pasing in der Himmelfahrtskirche. „Die Flöte ist leer, gesäubert vom Ego, von Ichhaftigkeit und Selbstliebe. Die Ney-Flöte symbolisiert so den vollkommenen Menschen, der sich von niederen Qualitäten geläutert hat und sich jeden Moment seiner Existenz nach den unterschiedlichsten göttlichen Offenbarungen sehnt.“ Die Klänge der Flöte und die Gesänge der Musikgruppe VUSLAT erfüllten die Himmelfahrtskirche und berührten die Besucher*innen.
Pfarrerin Sarah Fischer-Röhrl gab den Anwesenden mit auf den Weg, dass wir als Gläubige unseren Wurzeln auf der Spur sind, wenn wir uns miteinander auf den Weg machen – Juden, Christen und Muslime, Menschen verschiedener Religionen und Konfessionen. Sie regte dazu an, dass wir unseren Wurzeln trauen und aus ihnen heraus leben sollen und nannte beispielhaft Worte des Propheten Jeremia (Jer. 17, 7-8).
Danach führte der Friedensweg durch den „Wolkentunnel“ unter dem Pasinger Bahnhof, an den Pasinger Arcaden vorbei zum Pasinger Rathaus. Rund 300 Friedenswegler*innen hörten dort die eingängigen Worte der Künstlerin, Marlies Poss, von Beth Shalom, der liberalen jüdischen Gemeinde in München, zur Skulptur „Gebeugter Leerer Stuhl“ sowie den berührenden Gesang des Kantors Nikola David.
Anschließend folgte ein Besuch der Pasinger Moschee Haci Bayram. Viele kennen die Moschee nur von außen. Beim Friedensweg war es möglich, den Imam bei einer Koranrezitation zu erleben und die Räumlichkeiten der Moschee kennenzulernen.
Die letzte Station des interreligiösen Spazierganges war die Pfarrkirche St. Hildegard. Nach Andacht und Gesang in der Kirche wurde als bleibendes Zeichen ein Friedensbäumchen gepflanzt. In den abrahamitischen Religionen, dem Judentum, dem Islam und dem Christentum spielt der Baum als religiöses Symbol eine wichtige Rolle. Der Spruch „Leben einzeln und frei wie ein Baum, doch in Gemeinschaft und in Frieden wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht“ des türkischen Dichters Nazim Hikmet, erinnert auf einer kleinen Steinstele neben dem Ahornbaum an den Pasinger Friedensweg 2019.
Nach einem gemeinsamen Tanz um unseren Baum klang der interreligiöse Spaziergang mit einem gemütlichen Beisammensein mit leckeren Suppen und Getränken aus und bot die Gelegenheit zum Gedankenaustausch über das Erlebte. Das gegenseitige Interesse an den verschiedenen Glaubenstraditionen war groß und so manche offene Fragen zu den jeweiligen Religionen konnte im direkten Gespräch beantwortet werden. Es war spürbar, wie nahe sich die Religionen stehen.
Der Friedensweg wurde in diesem Jahr von einem Fernsehteam des Bayerischen Rundfunks begleitet. Dieses machte Aufnahmen für eine Sendung zum Thema „Nachbarschaft“ in der Fernsehreihe „Stationen“.
Unser Anliegen wurde auch auf unserem Weg durch Pasing positiv aufgenommen. Von mehreren Passanten gab es während des interreligiösen Spazierganges große Zustimmung zu unserer Aktion.
Auch im kommenden Jahr wollen wir wieder an den verschiedenen Stationen des Friedensweges beieinander zu Gast sein und miteinander für den Frieden beten.
Marion Stopic
Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen reagiert mit zwei Publikationen auf den Aufruf des Ökumenischen Rates der Kirchen zu einem Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens. Es geht um ein Pilgerbuch, gedacht für (wenn möglich) ökumenisch zusammengesetzte Pilgergruppen: Jede Gruppe begibt sich auf einen Pilgerweg zu einem Ort der (Un)Gerechtigkeit und des (Un)Friedens, dokumentiert dies im Buch und reicht dann das Pilgerbuch weiter. Am Ende des Prozesses wird man dank der Einträge ein Panorama von Erfahrungen von ökumenischen Pilgergruppen bayernweit haben, das das Engagement der hiesigen Ökumene für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung bezeugt. Es gibt 5 Exemplare des großen Pilgerbuches, die von lokalen ACKs, möglichst multilateral zusammengesetzten ökumenischen Vereinen oder Kreisen, aber auch von Kirchengemeinden, Jugend- oder Frauenkreisen, usw. bestellt werden könnten, wenn sie Pilgerfahrten organisieren: Die Teilnehmer tragen ins Buch ihre Eindrücke ein. Nach dem Abschluss der Pilgerfahrt könnte man das Buch an die ACK-Geschäftsstelle zurückgeben oder an eine andere Gruppe direkt weiterreichen und entsprechend die Geschäftsstelle informieren. Weitere Informationen finden Sie hier.