Delegiertenkonferenz 2020 der ACK in Bayern 

Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Bayern hatte viele Gründe, mit Freude ihre Delegiertenkonferenz zu beginnen: Seit August 2019 hat sie ein neues Gastmitglied, die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Bayern; seit dem 26. Januar ist die 24. lokale ACK innerhalb Bayerns entstanden, die ACK Chiemsee; und erst zwei Tage vor Beginn der wichtigsten Jahresveranstaltung wurde bekannt gegeben, dass der Vorsitzende, Prälat Dr. Bertram Meier, zum Bischof von Augsburg ernannt wurde.

Das Thema der Delegiertenkonferenz, „Bewahrung der Schöpfung“ die vom 31.1.-1.2. im Haus St. Ulrich, Augsburg, stattgefunden hat, gab viel zu bedenken. „Gott, der Herr, nahm den Menschen und gab ihm seinen Wohnsitz im Garten von Eden, damit er ihn bearbeite und hüte“ (Gen 2:15). Die Bewahrung der Schöpfung wird von den Christen seit jeher als Auftrag verstanden; heutzutage stellt er jedoch eine hochaktuelle Herausforderung dar. Weltweit mehren sich die Stimmen, die auf die herrschenden ökologischen Probleme aufmerksam machen und einen dringenden Handlungsbedarf anmelden.

Wie sieht es heute mit unserem Planeten aus? Was für eine Vielfalt an Schöpfungstheologien vertreten die christlichen Kirchen? Was kann man im Kontext der multilateralen Ökumene machen, um das Anliegen der Bewahrung der Schöpfung zu realisieren? Welche praktischen Beispiele können die Gemeinden der ACK-Mitgliedskirchen inspirieren? 

Ev.-meth. Superintendent Markus Jung, Vorstandsmitglied

Nach einem kurzen Gebet, das Vorstandsmitglied Markus Jung sprach, wurde das Grußwort des Vorsitzenden verlesen, der an der ersten Versammlung des Synodalen Weges der Römisch-Katholischen Kirche teilnehmen musste. Der neu ernannte Bischof von Augsburg fasste die Herausforderung der Tagung zusammen und zitierte die Enzyklika „Laudato si“; seine Bischofsernennung ließ er nicht auch nicht unerwähnt: „Papst Franziskus hat mich zum neuen römisch-katholischen Bischof von Augsburg ernannt. 1000 Gläubige waren zur Mittagszeit in den Dom gekommen, wo mein Name bekannt gegeben wurde. Ich war und bin davon tief beeindruckt. Obwohl ich weiß, dass der Dienst eines Bischofs heute anspruchsvoll ist und durchaus delikat werden kann, habe ich die neue Aufgabe mit Freude und Zuversicht angenommen. […] Mein neuer Dienst bringt auch Veränderung. Welche Auswirkungen diese Ernennung für die ACK-Bayern und den Vorstand haben wird, darüber wird in der nächsten Zeit zu befinden sein. Eines steht fest: Ich möchte die Erfahrung mit Euch in den vielen gemeinsamen Jahren nicht missen und bitte um Euer Gebet – ein Geschenk, das wir uns als Geschwister im Herrn immer wieder machen können. Gemeinsam sind wir stark – für das Evangelium in einer vielstimmigen Gesellschaft. “

Dr. Eberhard Faust von Munich RE hat einen einführenden Vortrag gehalten („Dimensionen des Klimawandels: Stand heute und Projektionen der Zukunft“), wo die Dringlichkeit der Herausforderung der Klimakrise anhand von einer Vielfalt von soliden Daten überzeugend dargestellt wurde.

Dr. Eberhard Faust

Eine Stunde nach dem Mittagessen fand eine Führung durch Augsburg mit dem Thema Ökologie statt; die ReiseführerInnen haben unbekannte Facetten des Umgangs der Stadt mit der Schöpfung entfaltet und mehrere Beispiele aus der reichhaltigen Geschichte der Stadt gezeigt.

Die Nachmittagseinheit zum Schwerpunktthema „Schöpfungstheologische Perspektiven aus den Traditionen derMitgliedskirchen“ wurde im Format von 40-minütigen Workshops gestaltet. Sechs kirchliche Zugänge zur Schöpfung wurden vorgestellt: (1. Ev.-lutherisch: PD Dr. Wolfgang Schürger, München; 2. Ev.-methodistisch: Denise Courbain / Markus Jung, Nürnberg; 3. Mennonitisch: Benjamin Isaak-Krauß, Regensburg; 4. Römisch-Katholisch: Mattias Kiefer, München; 5. Rumänisch-Orthodox: Dr. Alexandru Nan, München; 6. Religiöse Gesellschaft der Freunde [Quäker]: Maurice de Coulon, Schongau). Jede(r) Delegierte hatte die Möglichkeit, zwei Workshops zu besuchen, da jeder Workshop zwei Mal angeboten wurde.

Bei der Einheit der Berichte hatte man die Möglichkeit, sich über die Tätigkeit des Vorstands und der Geschäftsstelle im vergangenen Jahr zu informieren. Die Delegierten haben zusätzlich Berichte von der ACK in Deutschland (die neue Geschäftsführerin Dr. Verena Hammes war zum ersten Mal bei einer Delegiertenkonferenz der ACK in Bayern dabei), der ACK in Baden-Württemberg, vertreten durch den Geschäftsführer PD Dr. Albrecht Haizmann, von lokalen ACKs und mehreren Mitgliedskirchen gehört. Besondere Beachtung fanden die Erzählungen des Vorsitzenden der neugegründeten ACK Chiemsee Rainer Pannenberg, der das Engagement der Christen vor Ort und die Entstehungsgeschichte der neuen ACK skizzierte; drei Kirchen schlossen sich an, die ebenfalls im Vorstand vertreten werden (Römisch-Katholische, Evangelisch-Lutherische, Neuapostolische Kirche). 

Dr. Verena Hammes

Der Abendgottesdienst hat zum zweiten Mal in der evangelischen Kirche St. Ulrich stattgefunden. Schwerpunktthema war die Bewahrung der Schöpfung, aber auch die Aufnahme der Siebenten-Tags-Adventisten in die ACK in Bayern als Gastmitglied wurde liturgisch gefeiert. Der Gottesdienst wurde musikalisch vom Blechbläserensemble der Siebenten-Tags-Adventisten begleitet. Wolfgang Dorn, Präsident der Freikirche der Adventisten in Bayern, hat eine äußerst impulsreiche Ansprache gehalten, in der die geschwisterliche Freude und ökumenische Offenheit der Adventisten deutlich wurde. „Man fühlt sich wohl zu Hause, wenn man gute Nachbarn hat“, so Dorn. Dekanin Christine Schürmann hat im Namen des ACK-Vorstandes ein Wort des Willkommens gesprochen; der Handschlag des ACK-Vorstandes mit dem Vorstand der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Bayern und adventistischen VertreterInnen der Jungen ACK fand unter tosendem Applaus der GottesdienstteilnehmerInnen statt.

ACK-Gottesdienst in Augsburg mit Aufnahme der Freikirche der STA als Gastmitglied

Der Samstagmorgen begann in der Kapelle des Hauses, mit der Morgenandacht, die die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Frauen für den Weltgebetstag der Frauen gestaltet hat. Die Materialien für den Weltgebetstag wurden dieses Mal von Frauen aus Simbabwe vorbereitet, daher war auch die Andacht wie eine Kurzreise in dieses schöne afrikanische Land, das leider gerade mit enormen humanitären Herausforderungen konfrontiert wird.

Später haben Beratungen der Delegationsgruppen, der Austausch der lokalen ACKs und der jungen Gäste stattgefunden. Es sei hier erwähnt, dass jedes Jahr 10 junge Menschen aus der Vielfalt der Kirchen, die bei der ACK vertreten sind, die Delegiertenkonferenz bereichern.

Im Plenum wurden ab 10.45 Uhr „Multilaterale Initiativen zur Bewahrung der Schöpfung“ vorgestellt. Es ging konkret um „Churches for Future“ (Chris Böer, Hamburg), den Ökumenischen Kirchentag 2021 und seine diesbezüglichen Planungen (Bischöfin i. R. Rosemarie Wenner, Nußloch), den Ökumenischen Rat der Kirchen und seine Vorversammlung in 2021 (Dr. Marc Witzenbacher, Karlsruhe) und die Ökumenische Schöpfungszeit (Dr. Verena Hammes, Frankfurt). 

Die letzte thematische Einheit („Erfolgreiche Beispiele selbst ins Handeln zu kommen“) wurde wieder im Workshop-Format angeboten, genauso wie am ersten Tag der Delegiertenkonferenz. Sechs Beispiele wurden vorgestellt: 1. Ev.-meth. Zionsgemeinde Nürnberg (Pastorin Birgitta Hetzner, Markus Hunger): www.zionsgemein.de; 2. Grüner Gockel (Helga Baur): www.gruener-gockel.de; 3. Landesbund für Vogelschutz in Bayern (Dagmar Blacha, Hans Streicher, Thea Wolf): www.lbv.de; 4. Ökumenisches Netzwerk Klimagerechtigkeit (Chris Böer): www.kirchen-fuer-klimagerechtigkeit.de; 5. Verbraucherservice Bayern (Maria Leidemann): www.verbraucherservice-bayern.de; 6. Weltladen Murnau (Barbara König): www.weltladen-murnau.de

Der letzten inhaltlichen Einheit folgte eine Feedback-Runde. Die zahlreichen Vorschläge für die weitere Beschäftigung der ACK in Bayern mit der Bewahrung der Schöpfung werden demnächst die Organe des Gremiums beschäftigen.

Beitragsbild: Agia Theodora Vasta, Griechenland; Foto: Ioannis Tampakopoulos. Die anderen Fotos hat Pastor Dieter Wollscheid (Apostolische Gemeinschaft) gemacht.