Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien

von | Aug 10, 2017

Geschichte

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien ist die erste Gemeinde aus Heiden und Juden, die den Namen „Christen“ erhalten hat. Sie wurde nicht nur vom Apostel Petrus gegründet und geleitet, sondern diente auch als zentrale Stelle zur Verkündigung der Frohen Botschaft in den weiteren Regionen des Römischen Reiches. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche hat eine wichtige Rolle in der Geschichte des Christentums gespielt und brachte große Persönlichkeiten hervor (Ignatius von Antiochien, Johannes Chrysostomos). Vor allem aber für die Entwicklung und Fundierung des Glaubens in den ersten Jahrhunderten erlangte sie eine hohe Bedeutung. Auf den großen Konzilien waren die syrisch-antiochenischen Theologen wortführende Verteidiger des apostolischen Glaubens. Die kulturelle und sprachliche Nähe zur Botschaft Jesu verschaffte den christlichen Syrern im Laufe der gesamten Geschichte den Vorteil, besonderes Bindeglied zwischen Religionen und Kulturen (Judentum – Christentum, Morgenland – Abendland) zu sein. 

Trotz der Trennung der vier apostolischen Stühle im 5. Jh. und den zahlreichen Verfolgungen pflegte die Syrisch-Orthodoxe Kirche den Glauben: Das Mönchtum blühte auf und es entwickelten sich verschiedene theologische Schulen, in denen auch Wissenschaften wie Medizin, Philosophie und Grammatik auf dem Lehrplan standen.

Ab dem 7. Jh. entstand durch den Islam wiederum eine neue Situation für die Kirche im Orient. Bis zum Beginn des Mittelalters waren die syrisch-orthodoxen Christen am Hofe der Kalifen in Damaskus und Bagdad als Berater, Erzieher und Ärzte tätig und unterstützten dadurch den Islam. Später wurde der Islam den syrisch-orthodoxen Christen zum Verhängnis und dem Abendland zur Bedrohung. In der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Islam gelangte die Wissenschaft, z. B. aristotelische Philosophie und die Scholastik, ins Abendland.

Organisation

Das Zuständigkeitsgebiet des antiochenischen Patriarchats (Sitz in Damaskus/Syrien) umfasst den ganzen Osten bis nach Indien. Der Patriarch beruft die Heilige Synode und trifft Entscheidungen mit den Bischöfen. Ab Mitte des 20. Jhs. wanderten viele syrisch-orthodoxe Christen nach Nord- und Südamerika, nach Australien und Ende der 60er Jahre nach Europa aus. In der Diaspora entstanden neue Pfarreien und Diözesen. Der Bischof für Deutschland hat seinen Sitz im Kloster Mor Jakub in Warburg/Westfalen.

Lehre

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien gehört zur Familie der Orientalisch-Orthodoxen Kirchen. Die Verkündigung des Glaubens geschieht in erster Linie durch das Priestertum: Bischof, Priester und Diakon. Aber auch der einzelne Gläubige, der durch Empfang des Sakramentes der Taufe sein Bekenntnis zur heiligen Dreifaltigkeit und Christus als Erlöser des Menschen bekundet, bezeugt und verkündet den Glauben im Alltag. Zum sichtbaren Zeichen des lebendigen Glaubens gehören die sieben Sakramente: Taufe, Myron, Eucharistie, Buße, Weihe, Ehe und Krankensalbung. Die Sakramente dürfen nur von geweihten Priestern gespendet werden. Die früheren Zeugen des Evangeliums, die Heiligen, werden verehrt und an bestimmten Tagen im Kirchenjahr wird an sie gedacht. Vor allem aber die Verehrung der Maria als Mutter Gottes hat eine besondere Bedeutung im Leben der Kirche.

Liturgie

Die Syrisch-Orthodoxe Kirche feiert ihre Liturgie nach antiochenischem Ritus und mit der Jakobus-Anaphora, dem Hochgebet in syrisch-aramäischer Sprache. Der Mittelpunkt der Liturgie ist die Eucharistiefeier, die zu Beginn des Tages stattfinden soll und der stets das Morgengebet vorausgeht. Die Gebete werden ausschließlich gesungen, von einem Einzelnen oder gemeinsam, als Lieder, Hymnen, Fürbitten usw. Ein großer Vertreter der syrischen Kirchenmusik ist Ephrem der Syrer (†373).

Ökumene

Neben den Kontakten zu den Orientalisch-Orthodoxen und den Orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition steht die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien im Dialog mit dem Reformierten Weltbund und der Anglikanischen Gemeinschaft. Mit der Katholischen Kirche, speziell mit den unierten Ostkirchen, gibt es Übereinkünfte. Die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien ist Mitglied im ÖRK und bei der ACK auf den verschiedenen Ebenen.

Statistik

In Deutschland leben ca. 80.000 Gläubige, die auf 60 Pfarreien verteilt sind. In Bayern werden die Gemeinden von 5 Geistlichen betreut. Davon 4 Pfarrer in Augsburg, je einer in Aschaffenburg, Memmingen und Füssen.

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor

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Kontakt zur Syrisch-orthodoxen Kirche

Syrisch-orthodoxe Kirche von Antiochien

Erzdiözese in Deutschland

Erzbischof Philoxinos Mathias Nayis

Klosterstr. 10

34414 Warburg

Tel.: 05641/740564

http://syrisch-orthodox.org

http://syriacpatriarchate.org