Koptisch-orthodoxe Kirche

von | Aug 10, 2017

Geschichte

„Koptisch“ bedeutet nichts anderes als „ägyptisch“: Die Koptische Kirche ist die nationale Kirche der ägyptischen Christen. Ägypten hat als Handlungsort vieler alttestamentlicher Erzählungen nicht nur für die Kopten einen besonderen Rang. Für die Gesamtchristenheit ist die in Alexandrien angefertigte älteste Übersetzung des AT ins Griechische (Septuaginta) sehr bedeutsam. In der koptischen Tradition ist die Flucht der heiligen Familie nach Ägypten ebenso wichtig wie die Erinnerung an die Missionierung durch den Evangelisten Markus. Die Erfahrung der Christenverfolgung führte dazu, dass die Kopten mit der Ära der Märtyrer die noch heute gültige innerkirchliche Zeitrechnung begannen (284 n. Chr., dem Jahr des Amtsantritts des Kaisers Diokletian). Prägend für das Christentum war auch das Mönchswesen Ägyptens (Antonius). Bis heute gibt es in Ägypten ein blühendes und lebendiges Mönchtum. Über Antonius schrieb Athanasius, der 20. Patriarch von Alexandrien, das Buch „Vita Antonii“. Athanasius ist auch durch seinen Kampf gegen Arius bekannt. Beim ersten ökumenischen Konzil in Nizäa 325 war er als Diakon maßgeblich an der Formulierung des Glaubensbekenntnisses beteiligt. Er musste viel für seinen Glauben leiden und wurde viermal von seinem Patriarchenstuhl in Alexandrien verbannt, u. a. im Jahre 336 nach Trier, wo er viele Freunde in der lateinischen Kirche gewann. Ein Kirchenhistoriker schrieb: „Es hat eine Zeit gegeben, in der die christliche Welt beinahe arianisch geworden wäre, wenn der Mut von Athanasius nicht gewesen wäre“. Athanasius von Alexandrien war es auch, der im Jahr 367 zum ersten Male die heutigen 27 Bücher des Neuen Testaments als allein kanonisch erklärt hat. Der 373 gestorbene Patriarch hinterließ zahlreiche Schriften.
Der Entwicklung des christlichen Glaubens war auch das dritte ökumenische Konzil in Ephesus 431 gewidmet. Bei diesem Konzil, das von Kyrill, dem 24. Patriarchen von Alexandrien (Weihe 412), geleitet wurde, verurteilte man den Nestorianismus. Weil Nestorius ein Erzbischof von Konstantinopel war und viele Anhänger hatte, entstand die erste Spaltung im christlichen Glauben. Kyrill schrieb 433 einen Brief an die Antiochener, der die Spannung zwischen Antiochien und Alexandrien abbaute. Die Nestorianer haben sich trotzdem im Irak und Iran nach 436 ausgebreitet. Die zweite Spaltung entstand nach dem vierten ökumenischen Konzil in Chalcedon 451, bei dem den Kopten Monophysitismus vorgeworfen wurde.
Der Ausdruck „eine Natur“ zeigt nicht die göttliche oder menschliche Natur allein an, sondern die Einheit dieser beiden Naturen in einer, die eben die „Natur des fleischgewordenen Wortes“ ist. Die koptische Kirche erlebte im 20. Jh. einen Höhepunkt 1959 durch die Weihe des 116. Nachfolgers auf dem Markus Stuhl, Papst Kyrill VI. Er unterstützte die Öffnung der Kirche zur Welt und aktivierte die Arbeit in der Ökumene.

Organisation und Ökumene

Das Oberhaupt der Kopten ist gegenwärtig Papst Tawadros II. (118. Nachfolger des Apostels Markus). Er wird durch 128 Bischöfe in seiner Arbeit unterstützt. Alle sind Mitglieder der Heiligen Synode. Von diesen residieren – außerhalb Ägyptens – in Europa 14 Bischöfe, in Afrika 4, in den USA 5 und in Australien 2 Bischöfe. Im Mai 1973 wurde die gemeinsame christologische Erklärung von Papst Paul VI. und dem koptischen Papst Schenouda III. vereinbart, wodurch die Verwerfungen des 5. Jahrhunderts (Vorwurf des Monophysitismus) aufgehoben wurden. Auch bezüglich des Schismas zwischen den Orientalisch Orthodoxen Kirchen und den Orthodoxen Kirchen wurde durch die Aussage von 1989 „Zwei Familien der Orthodoxen Kirche“ ein Prozess der Heilung eingeleitet.

Lehre

Der von den Aposteln überlieferte Glaube wurde durch den Apostel Markus und die drei ersten Ökumenischen Konzilien in Nizäa, Konstantinopel und Ephesus befestigt. Die Chalcedonensische Formel der Christologie ist ein Bestandteil der Liturgie seit dem zwölften Jahrhundert. Quellen des Glaubens sind die Schrift, das Glaubensbekenntnis (Nicänum) und die gleichen 7 Sakramente der Orthodoxen und der Römisch-Katholischen Kirche.

Liturgie und Gottesdienst

Die koptische Messe nach Basilius ist die am meisten verwendete Eucharistische Messfeier. Der Sonntagsgottesdienst dauert 2 bis 3 Stunden. Am Ende der Liturgie gehen die Gläubigen in einer Reihe zum Priester vor, der sie einzeln begrüßt und jedem ein gesegnetes Stück Brot (Eulogion) gibt.

Statistik

Mit 18 Millionen Mitgliedern (20 Prozent der Gesamtbevölkerung Ägyptens) bilden die Kopten die größte christliche Glaubensgemeinschaft in allen arabischen Ländern. Außerdem leben außerhalb Ägyptens weitere zwei Millionen Kopten.

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor © 2018 Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern

Kontakt zur Koptisch-orthodoxen Kirche

St. Mina Koptisch-Orthodoxe Kirche München

zu Gast bei der katholischen Gemeinde St. Loreto Kirche

Josephsburgstr. 24

81673 München

www.kopten.de 

http://muenchen.kopten.de