Evangelisch-reformierte Kirche

Geschichte

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist aus den Reformationsbewegungen in Zürich (Ulrich Zwingli) und Genf (Johannes Calvin) hervorgegangen.
Die reformierten Gemeinden in Bayern sind sehr verschiedener Herkunft. Die beiden ältesten Gemeinden, Herbishofen und Grönenbach, stammen aus dem Jahre 1559 und gehen auf die Zürcher Reformation zurück. Die Gemeinden in Erlangen, Bayreuth und Schwabach wurden im Zuge der Ansiedlung von Hugenotten gegründet. In Nürnberg bereits im 17. Jahrhundert und später auch in München entstanden die Gemeinden durch Zuzüge aus der Pfalz, den Niederlanden und anderen reformierten Regionen. Im 19. Jahrhundert kam es zur Gründung der Gemeinde Marienheim bei Neuburg a. d. Donau durch pfälzische Kolonisten. In München wurde im Jahre 1970 die Gemeinde wegen ihrer Größe geteilt. Eine dritte Gemeinde entstand aus den reformierten Flüchtlingen aus Ungarn.

Lehre

Neben den altkirchlichen Bekenntnissen gelten der „Heidelberger Katechismus“ und die „Theologische Erklärung von Barmen“ als Bekenntnisschriften. Allerdings gibt es nach reformiertem Verständnis keine abgeschlossene Bekenntnisbildung. Alle menschlichen Bekenntnisse haben den Vorbehalt, bei besserer Belehrung durch das Wort Gottes geändert werden zu können. Die Evangelisch-reformierte Kirche versteht sich als eine auf dem Weg befindliche Kirche, die immer neu zu reformieren ist.

Organisation

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist eine Gemeindekirche. Der Aufbau der Kirche vollzieht sich entgegen üblicher Hierarchie von unten nach oben. Die Gemeinde wählt die Pfarrerin oder den Pfarrer und das Presbyterium (Kirchenvorstand). Das Presbyterium wählt die Bezirkssynode, die Bezirkssynode wählt die Gesamtsynode, die Leitung der Kirche. Schon seit der Reformationszeit gilt, dass keine Gemeinde über eine andere und keine einzelne Person (z. B. eine Pfarrerin oder ein Pfarrer) über andere herrschen darf. Die Evangelisch-reformierte Kirche von Bayern hat sich 1989 mit der Evangelisch-reformierten Kirche von Nordwestdeutschland zur Evangelisch-reformierten Kirche (Synode evangelisch-reformierter Kirchen in Bayern und Nordwestdeutschland) zusammengeschlossen. Sie ist seither ein Synodalverband (Dekanat), zu dem auch die verstreuten Gemeinden in Stuttgart, Leipzig und Chemnitz gehören. Die Evangelisch-reformierte Kirche ist Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Gottesdienst

Der Gottesdienst ist ein schlichter Wortgottesdienst, in dessen Mitte die Predigt steht. Die reformierten Kirchenräume erkennt man daran, dass in ihnen keine Altäre, keine Kruzifixe und im allgemeinen auch keine Bilder zu sehen sind. Auf diese Weise will die Evangelisch-reformierte Kirche dem biblischen Bilderverbot, dem zweiten Gebot nach biblischer Zählung, treu bleiben. Das Alte Testament und das Neue Testament werden mit gleicher Wertschätzung behandelt. Zum Auftrag der Kirche gehört es, Begegnung und Versöhnung mit dem Volk Israel zu suchen. Zur Feier des Abendmahles werden alle Christinnen und Christen eingeladen.

Ökumene

In ihrer Kirchenordnung heißt es: „In ökumenischer Gesprächsbereitschaft lebt die evangelisch-reformierte Kirche ihre Verbundenheit mit anderen christlichen Kirchen.“ 1972 haben sich die evangelisch-lutherischen und die evangelisch-reformierten Kirchen in Europa in der „Leuenberger Konkordie“ zu einer Kirchengemeinschaft zusammengeschlossen, der seit 1987 auch die Evangelisch-methodistische Kirche angehört. Zwischen diesen Kirchen besteht Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.

Statistik

Gemeindeglieder: in Bayern ca. 12.000, in Deutschland ca. 2 Millionen, weltweit ca. 90 Millionen.
Gemeinden: in Bayern 10, in der Evangelisch-reformierten Kirche bundesweit 145.
Pfarrer: in Bayern 10, in der Evangelisch-reformierten Kirche bundesweit ca. 120.

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor © 2018 Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern