Hunderte Menschen zeigen sich in Augsburg solidarisch mit verfolgten Christen weltweit

18.09.2017 Augsburg (pba/KIN). Prälat Dr. Bertram Meier, Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog, hat gestern während des ökumenischen Kreuzwegs im Augsburger Dom an die Christenpflicht erinnert, Flüchtlinge in ihrer Not aufzunehmen und zu unterstützen. Dies sei „ein Dienst an den Menschen und ein Zeichen dafür, dass ihre Würde als Mitmenschen ernst genommen wird“. Andererseits gelte es aber auch den Blick in die Länder zu lenken, aus denen die Asylbewerber kommen. „Hilfe für alle – Ja! Aber auch in Rücksicht auf unsere christlichen Schwestern und Brüder“, richtete Prälat Meier in seiner Predigt den Fokus vor allem auch auf jene Länder, in denen Christen gewaltsamen Verfolgungen ausgesetzt sind.

„Der Kreuzweg Jesu geht weiter. Der Leib Christi, die Kirche, ist verwundet und blutet. In diese Wunde legen wir heute unseren Finger“, betonte der Bischofsvikar. Unzählige Christen tragen das Kreuz durch ihre Lebensgeschichte hindurch – in Syrien, im Irak und in vielen anderen Ländern. Aus dem arabischen Frühling sei für sie längst eine Eiszeit geworden. In Nordkorea würden Christen ins Gefängnis gesteckt, nur weil sie im Besitz einer Bibel sind, bis hin zur Kreuzigung.

Bereits vor dem Kreuzweg versammelten sich hunderte Menschen auf dem Augsburger Rathausplatz, um ein Zeichen der Solidarität für verfolgte Christen weltweit zu setzen. Hauptredner waren Bischof Thomas von der koptisch-orthodoxen Kirche sowie Bischof Saad Sirop, zuständig für die Chaldäische Kirche in Europa. Bischof Thomas berichtete, dass die Christen in seinem Land trotz Bombenanschlägen auf Kirchen weiterhin am Glauben festhalten. „Auch wenn wir verfolgt werden, so sind wir nicht verlassen. Liebe ist die stärkste Waffe und stärker als Hass. Wir müssen am Prinzip des Christentums festhalten: Liebe deine Feinde! Das ist die Stärke des Christentums“, sagte er unter dem Applaus der Teilnehmer. Hass und Gewalt bringen die Menschen noch mehr auseinander, waren sich beide einig. Es gebe keinen Krieg im Namen Gottes. Sowohl für Ägypten als auch für Syrien und den Irak wünschten sie sich eine „Kultur der Versöhnung“, damit gerade die jungen Menschen dort eine Zukunft haben. Beide Bischöfe dankten für die Initiative der Kundgebung als Akt der Solidarität und lobten besonders die Hilfe und das Gebet.

Wie dramatisch die Lage des Christentums im Irak ist, verdeutlichte Bischof Saad Sirop anhand einiger Zahlen. Vor dem Jahr 2003 habe es dort 1,3 Millionen Christen gegeben. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl um zwei Drittel geschrumpft, so dass heute nur noch etwa 300.000 Christen im Irak lebten. Er sei sich sicher, dass es in zwanzig Jahren noch einmal ein Viertel weniger seien. Daher sei die Solidarität mit den Christen im Nahen Osten wichtig. „Wir brauchen Ihre Unterstützung und Ihr Gebet“, rief er die Teilnehmer der Kundgebung auf. Begleitend zur Kundgebung sang ein Chor der syrisch-orthodoxen Gemeinde einige geistliche Lieder. In Augsburg leben etwa 4.000 syrisch-orthodoxe Christen.

Neben der Diözese Augsburg und dem Evangelisch-Lutherischen Dekanat gehören die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen, der Assyrische Mesopotamien Verein, die Evangelische Allianz, der Suryoye Kultur- und Sportverein sowie die Syrisch-Orthodoxe Kirche Augsburg zu den Veranstaltern der Kundgebung. Die Schirmherrschaft hatte wie bereits in den vorhergehenden Jahren Oberbürgermeister Dr. Kurt Gribl übernommen.

Quelle und weitere Fotos: Öffnet externen Link in neuem FensterBistum Augsburg