Anglikanische Episkopalkirche

von | Aug 9, 2017

 Die Anglikanische Episkopalkirche ist Teil der weltweiten anglikanischen Kirchengemeinschaft, die aus 45 Gliedkirchen in 165 Ländern besteht. Diese Kirchen sind über den Erzbischof von Canterbury miteinander verbunden.

Geschichte

Erste Bibelübersetzungen in die Volkssprache, unter denen vor allem das Neue Testament William Tyndales (ca. 1494 – 1536) die englische Sprache bis heute prägt, erleichterten die Entwicklungen. Der 1534 erfolgten Trennung von Rom unter König Heinrich VIII. lagen vor allem staatpolitische Motive zugrunde. 1521 hatte der König vom Papst für eine Streitschrift gegen Luther den Ehrentitel „Verteidiger des Glaubens“ erhalten, den alle Monarchen bis heute fortführen. 1539 führte der König mit den „Sechs Artikeln“, die kirchenpolitisch gegen den Papst den traditionellen katholischen Glauben wiederherstellen wollten, diese Reform fort. Erst unter Heinrichs Nachfolger Edward VI. (1547 – 53) gab es jedoch theologische Veränderungen in Liturgie und Lehre. Diese wurden stark beeinflusst von Reformatoren des Kontinents. So beriet Martin Bucer (1491 – 1551) Thomas Cranmer bei der Gestaltung des ersten „Book of Common Prayer“ (BCP). Die Entwicklung zur weltweiten Gemeinschaft begann erst unter Königin Elisabeth I. (1558 – 1603). Die von König Jakob I. veranlasste Bibelübersetzung, die „Authorized Version“ („King James Bible“) nahm ab 1611 eine überragende Stellung in der gottesdienstlichen und privaten Glaubenspraxis ein. Bis heute ist Englisch die weltweit dominierende Gottesdienstsprache, es gibt jedoch auch anderssprachige Fassungen des BCP.

Organisation

Die „Mutterkirche“ der Anglikanischen Gemeinschaft ist die „Kirche von England“. Auf kontinentaleuropäischem Boden gibt es vier anglikanische Jurisdiktionen. Neben den Kirchen in Spanien und Portugal gibt es aus historischen Gründen eine Diözese der Kirche von England, sowie die Convocation of Episcopal Churches in Europe (Zusammenschluss der Episkopalkirchen in Europa), die zur Episcopal Church der USA gehört und auch die drei bayerischen Gemeinden (München, Augsburg, Nürnberg) umfasst.

Lehre

Der Anglikanismus versteht sich als katholisch und reformiert. Eine spezifisch anglikanische Kirchenlehre gibt es nicht: Das Besondere gegenüber anderen christlichen Kirchen liegt zum einen in der Verbindung biblischer Autorität mit den Glaubensbekenntnissen (Apostolicum, Nicaenum) und den Lehren der ersten vier ökumenischen Konzilien, sowie den reformatorisch geprägten Formen der Liturgie und dem Verständnis des geistlichen Amtes vor allem im BCP und in den „Neununddreißig Artikeln“. Ferner bietet das „Lambeth Quadrilateral” von 1888 eine Aussage über die Basis des Glaubens: die Schriften des Alten und Neuen Testaments, die „alle Dinge enthalten, die zum Heil notwendig sind“; die zwei Glaubensbekenntnisse als Ausdruck der Glaubenswahrheit; die beiden von Christus selbst eingesetzten Sakramente (Taufe und Abendmahl; die fünf „kleineren“ Sakramente sind darüber hinaus anerkannt); sowie der historische Episkopat in apostolischer Sukzession mit dem einen dreistufigen Amt (Diakon, Priester, Bischof). Frauen ist zwischenzeitlich in vielen anglikanischen Kirchen neben dem Diakonat auch die Priester-, seltener die Bischofsweihe möglich.

Liturgie und Gottesdienst

Jede Gliedkirche der anglikanischen Gemeinschaft hat ihre eigene Liturgie; Ausgangspunkt ist hierbei das BCP von 1662. Neben den sonntäglichen Eucharistiefeiern stehen von alters her die Tagesgebete. Die Kirchenmusik nimmt dabei eine besondere Stellung ein, deren Reichtum noch in der kleinsten Gemeinde intensiv gepflegt wird.

Ökumene

Aufgrund ihres Selbstverständnisses sieht sich die anglikanische Gemeinschaft in einer privilegierten ökumenischen Position. Das „Lambeth Quadrilateral“ dient hier als Basis für intensive ökumenische Dialoge. Für das anglikanisch/ römisch-katholische Gespräch veröffentlicht die Anglikanisch/ Römisch-Katholische Internationale Kommission seit 1970 die Dialoge. Bedeutung im Verhältnis zu den nachreformatorischen Kirchen hat die sogenannte „Meißener Gemeinsame Feststellung“ von 1988 mit der EKD. Seit 2006 besteht volle Kirchengemeinschaft zwischen der Episkopalkirche und der
Evangelisch-Lutherischen Kirche von Amerika. Auch einen anglikanisch-orthodoxen Dialog gibt es seit vielen Jahrzehnten. Mit Alt-Katholiken besteht seit 1932 volle kirchliche Gemeinschaft.

Statistik

Anglikanische Kirchengemeinschaft: ca. 85 Millionen Mitglieder.

www.tec-europe.org (Diözese)

www.caecg.de (Gemeinden in Deutschland – einschließlich Kirche von England)

www.ascension-munich.com (Gemeinden in Bayern) 

 

aus: Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern. Die Mitgliedskirchen stellen sich vor © 2018 Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Bayern

 

Kontakt zur Anglikanischen Episkopalkirche

Anglikanische Episkopalkirche
Church of the Ascension

The Rev. Allan Sandlin
Seybothstraße 4
81545 München
Tel.: 089/648185
Fax: 089/644428
church@ascension-munich.com
http://www.tec-europe.org